Di Chuzpenics Klesmer und jiddische Lieder aus Kiel
Farwoss? – Warum? Warum macht Gott die Reichen auch noch schön? Warum läßt einen die Herzensdame warten? Warum immer wieder ins Rampenlicht treten, auch wenn die Füße zittern und Lunge und Leber Quadrille tanzen?
Worum dreht sich eigentlich diese Welt? Um alles? Um nichts? Oder ist das am Ende dasselbe? Oder einfach so – glat asoj?
Seit 15 Jahren machen Di Chuzpenics Klesmer und jiddische Lieder und könnten sich für das Warum durchaus der Erklärung eines ihrer Liedhelden anschließen: nischt nor far gelt, tsulib ss’is a kunst und wajl’ss mir gefelt!* Gegen die Ungerechtigkeit der Welt hilft nur die Logik der Liebe, vor allem aber eine ausreichende Portion Chuzpe, wie sie der Ghettohändler Jisrolek und der Philosoph Mojsche Lejb mitbringen, oder auch die ach so kleine Chawa, die nur zum Singen und Blumen pflücken in den Wald geht und rein zufällig den Jungen mit dem lodernden Blick und den schwarzen Locken trifft.
Auf ihrer fünften CD kombinieren Di Chuzpenics frech jahrhundertealte Musik mit selbst ersponnenen und neu entdeckten Melodien, die ihnen zulaufen – glat asoj!
Di Chuzpenics sind eine Klesmer-„kapelje“ mit einem wohlig schwingenden Quetschen-Fundament, auf dem Oboe und Geige gegeneinander zum Duell antreten – und Martin W. Luth gesellt sich mit seinem klaren Bariton als singender Geschichtenerzähler dazu. Doch immer wieder formieren die vier Kieler sich zu überraschenden Duetten, Trios oder auch zu einem klangvollen A-cappella-Chor. Diese farbigen, eigenwilligen Arrangements ergeben sich unmittelbar aus der vielschichtigen Tiefe der jiddischen Musik.
* nicht nur für Geld, um der Kunst willen und weil’s mir gefällt